Glasfaserausbau Deutschland: So steht Ihre Region beim Netzausbau da
Der Glasfaserausbau Deutschland schreitet mit großen Schritten voran. Aktuell sind bereits für mehr als drei Viertel der deutschen Haushalte (76,5 Prozent) Gigabit-Anschlüsse verfügbar, wobei echte Glasfaseranschlüsse für mehr als 35 Prozent der Haushalte zugänglich sind.
Trotz dieses Fortschritts beim Glasfaserausbau nutzen tatsächlich nur 6,1 Millionen Haushalte einen aktiven Glasfaseranschluss in ihrer Wohnung. Bis 2025 soll sich dies jedoch deutlich ändern, denn das erklärte Ziel ist, dass mindestens 50 Prozent aller Haushalte einen Glasfaseranschluss haben. Die aktuellen Zahlen mit einer Glasfaserausbauquote von 43,2 Prozent (Homes Passed) und einer Anschlussquote von 22,8 Prozent (Homes Connected) zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
In diesem Artikel möchten wir Ihnen zeigen, wie der Glasfaserausbau in Deutschland voranschreitet und wie Sie herausfinden können, wie gut Ihre Region beim Netzausbau dasteht. Außerdem erfahren Sie, welche Bundesländer beim Ausbau führend sind und warum viele Haushalte trotz verfügbarer Anschlüsse noch kein Glasfaser nutzen.
Was ist Glasfaser und warum ist sie so wichtig?
Glasfasertechnologie bildet das Rückgrat der digitalen Zukunft Deutschlands. Bei Glasfaser handelt es sich um hauchdünne Fasern aus Quarzglas, die Daten in Form von Lichtsignalen blitzschnell übertragen können – ohne Qualitätsverluste auch über große Entfernungen. Eine einzelne Glasfaser ist dabei durchschnittlich nur so dünn wie ein menschliches Haar.
Die Bedeutung dieser Technologie für den Glasfaserausbau Deutschland wird klar, wenn wir die gigantischen Datenmengen betrachten, die heute und in Zukunft durch unsere Netze fließen. Seit 2014 hat sich das monatliche Datenvolumen pro Haushalt jährlich um 27% erhöht – was einer Verdopplung alle drei Jahre entspricht. Nur mit Glasfaser können wir diese ständig wachsende Datenflut bewältigen.
Vorteile gegenüber Kupferleitungen
Der größte Vorteil von Glasfaser gegenüber herkömmlichen Kupferleitungen liegt in ihrer unvergleichlichen Leistungsfähigkeit. Während ein konventioneller DSL-Anschluss über Kupfer im Upload gerade einmal 1 Mbit/s und im Download etwa 16 Mbit/s schafft, erreicht die Glasfasertechnik völlig neue Dimensionen: Pro Sekunde sind Datenraten im Giga- bis Terabit-Bereich möglich. Bei dieser Geschwindigkeit werden selbst riesige Dateien in Sekundenschnelle übertragen.
Neben der Geschwindigkeit überzeugt Glasfaser durch ihre außergewöhnliche Stabilität. Anders als Kupferleitungen ist sie nahezu unempfindlich gegenüber:
- Elektromagnetischen Störfeldern und Interferenzen
- Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit
- Blitzeinschlägen und elektrischen Überspannungen
Diese Widerstandsfähigkeit sorgt für eine stabile Leistung auch bei widrigen Umständen. Selbst wenn alle Nachbarn gleichzeitig online sind, bleibt ruckelfreies Streamen und Surfen kein Problem.
Besonders beeindruckend ist die geringe Signaldämpfung bei Glasfaser. Sie beträgt nur drei Prozent alle 100 Meter, während Kupfer bei gleicher Entfernung einen deutlich höheren Signalverlust aufweist. Dadurch lassen sich mit Glasfaserleitungen problemlos große Distanzen überbrücken. Eine Singlemode-Glasfaser überbrückt Entfernungen von bis zu 40 Kilometern bei hohen Übertragungsraten ohne die Notwendigkeit eines Verstärkers.
Auch in Sachen Sicherheit punktet die Glasfasertechnologie. Da die optischen Signale keine elektromagnetischen Felder aussenden, sind die übertragenen Informationen außerhalb des Kabels nicht verfügbar – ein wichtiger Vorteil für den Datenschutz. Zudem können Glasfaserkabel einem Druck von bis zu 200 Pfund standhalten, während Kupferkabel nur etwa 25 Pfund aushalten.
Zukunftssicherheit und Energieeffizienz
Die Zukunftsfähigkeit von Glasfaser ist unbestritten. Angesichts der stetig steigenden Datenmengen stößt die Kupfertechnologie immer mehr an ihre Grenzen. Glasfaser hingegen besitzt ein praktisch unbegrenztes Übertragungspotential und kann problemlos mit den wachsenden Anforderungen Schritt halten.
Diese Zukunftssicherheit spiegelt sich auch im Wert von Immobilien wider. Gebäude mit Glasfaseranschluss lassen sich schneller vermieten und erzielen höhere Preise, da sie für die digitalen Anforderungen der Zukunft gerüstet sind.
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die hervorragende Energieeffizienz. Glasfasertechnik verbraucht für die Datenübertragung 17-mal weniger Energie als ein DSL- oder VDSL-Kupfernetz. Eine aktuelle Studie belegt diesen Unterschied mit konkreten Zahlen:
Glasfaser (FTTH) benötigt lediglich 2,3 Watt pro Haushalt, während VDSL mit 4 Watt (+74% Energieverbrauch) und Kabelnetze mit 6,4 Watt (+178% Energieverbrauch) deutlich mehr Strom benötigen. Wäre Deutschland flächendeckend mit Glasfasernetzen ausgestattet, läge der Stromverbrauch bei 154 Megawatt – im Vergleich zu 350 Megawatt bei kupferbasierten Netzen und sogar 650 Megawatt bei TV-Kabelnetzen.
Außerdem überzeugt Glasfaser durch ihre Langlebigkeit. Einmal verlegte Glasfaserkabel können über Jahrzehnte genutzt werden – bis zu 50 Jahre, wie Experten bestätigen. Kupfernetze müssen hingegen deutlich häufiger erneuert werden, was nicht nur teuer, sondern auch ressourcenintensiv ist.
Diese Kombination aus höchster Leistung, Zukunftssicherheit und Energieeffizienz macht den Glasfaserausbau zu einem unverzichtbaren Projekt für Deutschland – nicht nur für die digitale Teilhabe aller Bürger, sondern auch für den Klimaschutz und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.
Wie weit ist Deutschland beim Glasfaserausbau?
In den letzten Jahren hat die Dynamik beim Glasfaserausbau in Deutschland deutlich zugenommen. Zwischen 2021 und 2024 ist die Zahl der mit FTTH (Fiber To The Home) versorgten Haushalte jährlich um durchschnittlich 33% gestiegen. Diese positive Entwicklung zeigt sich auch in absoluten Zahlen: Bis Mitte 2024 wurde die Versorgung der privaten Haushalte innerhalb von zwei Jahren auf rund 35,7% nahezu verdoppelt, was einem Zuwachs von 1,8 Millionen Haushalten pro Halbjahr entspricht.
Homes Passed vs. Homes Activated
Bei der Beurteilung des Glasfaserausbaus ist die Unterscheidung verschiedener Kennzahlen entscheidend. In der Branche haben sich hierfür spezifische Begriffe etabliert:
- Homes Passed: Immobilien, bei denen Glasfaser in der Straße oder an der Grundstücksgrenze liegt, aber noch kein Hausanschluss besteht. Dies ist die gebräuchlichste Zählweise in der Branche.
- Homes Connected (oder Homes Prepared): Gebäude, die physisch mit Glasfaser verbunden sind, aber noch keinen aktiven Tarif nutzen.
- Homes Activated: Haushalte, die tatsächlich einen Glasfasertarif gebucht haben und aktiv nutzen.
Die Unterscheidung dieser Kategorien ist wichtig, denn sie offenbart eine interessante Diskrepanz: Während die Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen kontinuierlich steigt, nutzt nur etwa ein Viertel der anschließbaren Haushalte tatsächlich Glasfaser.
Tatsächlich lag im Jahr 2024 die allgemeine FTTH-Take-Up-Rate (Verhältnis von Homes Activated zu Homes Passed) bei etwa 28%. Diese relativ niedrige Aktivierungsquote hat verschiedene Gründe: Die zukünftige Relevanz von Glasfaser ist noch nicht umfassend im Bewusstsein vieler Kunden verankert, die Wechselbereitschaft auf Glasfaser ist daher noch nicht stark ausgeprägt, und eine erhöhte Zahlungsbereitschaft ist trotz teils attraktiver Glasfaser-Tarife bei vielen Endkunden noch nicht gegeben.
Aktuelle Ausbauquote 2024
Die aktuellen Zahlen zum Glasfaserausbau variieren je nach Quelle und Erhebungszeitraum leicht, zeigen jedoch insgesamt einen deutlichen Aufwärtstrend. Laut der Marktanalyse des Branchenverbands BREKO lag die Glasfaserausbauquote (Homes Passed) Ende 2024 bei 48,8%, was 22,5 Millionen Haushalten entspricht – ein Plus von 9,1 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.
Nach Prognosen des EY-Marktmodells wird erwartet, dass Ende 2024 bis zu 45% aller Haushalte in Deutschland FTTH Homes Passed versorgt sein werden. Bereits 2025 könnte über die Hälfte aller deutschen Haushalte mit Glasfaser erschlossen sein. Damit rückt das Ziel der Bundesregierung, bis Ende 2025 eine Glasfaserabdeckung von 50% zu erreichen, in greifbare Nähe.
Die Glasfaseranschlussquote (Homes Connected) stieg unterdessen auf 24,5% (11,3 Millionen Haushalte) – ein Wachstum von 4,1 Prozentpunkten gegenüber 2,5 Prozentpunkten im Jahr zuvor. Diese Beschleunigung deutet auf eine zunehmende Akzeptanz und Nachfrage nach Glasfaseranschlüssen hin.
Bemerkenswert ist auch, dass die Telekom-Wettbewerber einen Großteil des Ausbaus übernehmen. Sie sind für 61% der Homes Passed, 70% der Homes Connected und sogar 77% der Homes Activated verantwortlich. Diese Zahlen unterstreichen die wichtige Rolle regionaler und alternativer Netzbetreiber beim Glasfaserausbau Deutschland.
Während der Fortschritt insgesamt ermutigend ist, bestehen dennoch Herausforderungen. Die Vielfalt der Gebäude- und Eigentümerstrukturen sowie hohe Mieterquoten in Deutschland verhindern einen standardisierten Zugang zu Gebäuden und erschweren den Aufbau von Inhouse-Netzen in Mehrfamilienhäusern. Dies beeinträchtigt die Möglichkeiten zur Skalierung des Glasfaserausbaus erheblich.
Dennoch bleibt der eigenwirtschaftliche Ausbau der entscheidende Treiber für den Glasfaserausbau. Aktive politische Unterstützung durch Kommunen und enge sowie transparente Zusammenarbeit vor und während des Ausbaus zeigen erfahrungsgemäß positive Effekte bei den Kooperationen. Insgesamt haben die Telekommunikationsunternehmen in 8.600 Gemeinden den Ausbau angekündigt oder bereits realisiert, was potenziell 35,4 Millionen bzw. 75% der Haushalte in Deutschland betrifft.
So finden Sie heraus, wie Ihre Region dasteht
Um herauszufinden, wie weit der Glasfaserausbau Deutschland in Ihrer Region vorangeschritten ist, stehen Ihnen verschiedene nützliche Werkzeuge zur Verfügung. Diese Tools geben detailliert Auskunft, wo bereits Glasfaser verfügbar ist und wo der Ausbau geplant wird.
Breitbandatlas nutzen
Der Breitbandatlas ist das zentrale Informationsmedium zur aktuellen Breitbandversorgung in Deutschland – sowohl für Festnetz als auch für Mobilfunk. Er wird von der zentralen Informationsstelle des Bundes (ZIS) der Bundesnetzagentur betrieben und regelmäßig aktualisiert. Dieses umfassende Tool steht allen Bürgern, Unternehmen und der Verwaltung kostenfrei zur Verfügung.
Die Nutzung des Breitbandatlas ist denkbar einfach. Über die integrierte Suchfunktion können Sie gezielt nach Ortsnamen, Ortsteilen, Regionen oder Postleitzahlen suchen. Alternativ navigieren Sie frei in der Karte durch Vergrößern, Verkleinern oder Verschieben des Kartenausschnitts. Für eine optimale Nutzererfahrung empfiehlt sich der Vollbildmodus.
In der interaktiven Karte sehen Sie farblich dargestellt, welche Bandbreiten und Techniken für die Datenübertragung in Ihrer Region verfügbar sind. Besonders praktisch: Sie können bis auf Ebene eines Orts- bzw. Stadtteils und sogar bis zur einzelnen Adresse navigieren. Die Breitbandverfügbarkeit wird dabei in Prozent der zu versorgenden Haushalte durch unterschiedliche Färbung der Rasterzellen angezeigt.
Zusätzlich bietet der Breitbandatlas auf der linken Seite einen Infobereich mit einer Zusammenfassung der Einstellungen, Filter sowie eine Diagrammdarstellung der prozentualen Breitbandverfügbarkeit. Für die aktuelle Situation ist besonders relevant: Die im Breitbandatlas veröffentlichten Festnetzdaten wurden zum Stichtag 31. Dezember 2024 erhoben, während die Informationen zur Mobilfunkversorgung dem Datenstand Januar 2025 entsprechen.
Darüber hinaus verfügt der Breitbandatlas über eine Rückmeldefunktion. Mit dieser können Sie als Nutzer ortsbezogen Abweichungen der dargestellten Versorgungssituation melden. Hierdurch wird die Qualität der Daten kontinuierlich verbessert.
Wichtig zu wissen: Seit Inkrafttreten des neuen Telekommunikationsgesetzes (TKG) am 01.12.2021 müssen Versorgungsmeldungen adressgenau erfolgen. Erstmals wurde eine entsprechende Darstellung im Dezember 2022 veröffentlicht. Dies ermöglicht Ihnen eine noch präzisere Überprüfung der Glasfaserverfügbarkeit an Ihrem Wohnort.
Regionale Karten und Vergleichsportale
Neben dem bundesweiten Breitbandatlas haben einige Regionen eigene Karten entwickelt, die speziell den Glasfaserausbau dokumentieren. Ein Beispiel ist der „Glasfaseratlas der StädteRegion Aachen“, der alle relevanten Zahlen und Eckpunkte zur Versorgung in den regionsangehörigen Kommunen zusammenfasst. Ähnlich funktioniert der GlasfaserAtlas des Märkischen Kreises, der adressgenau Informationen über den Glasfaserausbau bereitstellt.
Diese regionalen Karten bieten oft detailliertere lokale Informationen als der bundesweite Breitbandatlas. Beispielsweise zeigt der GlasfaserAtlas des Märkischen Kreises transparent, welcher Glasfaser-Netzbetreiber welchen Bereich mit Glasfaser ausbaut. Beim Klick auf das jeweilige Gebiet erhalten Sie weitere Informationen zum Ausbau, einschließlich Links zu den jeweiligen Netzbetreibern.
Zusätzlich bieten alle großen Internetanbieter auf ihren Webseiten eigene Verfügbarkeitschecks an. Bei der Telekom können Sie beispielsweise Ihren Standort prüfen und erfahren, ob der Glasfaser-Ausbau in Ihrer Region bereits begonnen hat oder erst geplant ist. Auch andere Anbieter wie Deutsche Glasfaser und Vodafone verfügen über solche Tools. Bei Deutsche Glasfaser können Sie zusätzlich den Status bundesweiter FTTH-Projekte einsehen.
Besonders bequem sind Vergleichsportale wie Verivox oder Check24, die die Verfügbarkeit verschiedener Anbieter gleichzeitig prüfen. Diese zeigen nicht nur, ob Glasfaser verfügbar ist, sondern auch welche alternativen Technologien wie DSL oder Kabel genutzt werden können.
Falls in Ihrer Region noch kein Glasfaseranschluss verfügbar ist, können Sie sich bei vielen Anbietern für einen Informationsservice registrieren. Die Telekom bietet beispielsweise Glasfaser-Tarife zum Vorteilspreis an, die automatisch auf Highspeed-Internet umgestellt werden, sobald die Glasfaser verfügbar ist. Ähnlich informiert Vodafone interessierte Kunden per E-Mail, sobald der Glasfaserausbau an ihrer Adresse erfolgt ist.
Große Unterschiede zwischen den Bundesländern
Die regionalen Unterschiede beim Glasfaserausbau Deutschland offenbaren ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Während einige Bundesländer bereits weit fortgeschritten sind, hinken andere deutlich hinterher. Diese Ungleichheit zeigt sich nicht nur in Zahlen, sondern hat auch konkrete Auswirkungen auf die digitale Teilhabe der Bevölkerung.
Spitzenreiter im Norden
Der Norden Deutschlands dominiert die Glasfaserstatistik. An der Spitze steht Schleswig-Holstein mit einer beeindruckenden Ausbauquote von 92,7% der Haushalte, die Zugang zu Glasfaser haben („Homes Passed“). Mit 64,9% tatsächlich angeschlossener Haushalte führt das nördlichste Bundesland auch bei der Anschlussquote. Schleswig-Holstein hat früh auf den Glasfaserausbau gesetzt und bereits 2018 einen Glasfaserpakt zwischen Land, Netzbetreibern und weiteren Unternehmen geschlossen.
Direkt dahinter folgt Niedersachsen mit einer Versorgungsquote von 63,38%, was deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 39,79% liegt. Besonders bemerkenswert: Niedersachsen konnte binnen eines Jahres einen Sprung von 48% auf 67,2% bei den „Homes Passed“ verzeichnen. Dieser Erfolg kommt trotz eher ungünstiger struktureller Voraussetzungen zustande – die relativ geringe Bevölkerungsdichte und die Siedlungsstruktur Niedersachsens erschweren eigentlich den Ausbau.
Auch Sachsen-Anhalt hat mit einem Zuwachs von 15,9 Prozentpunkten einen enormen Fortschritt erzielt und liegt mit einer Ausbauquote von 70,1% im oberen Bereich. Insgesamt sind die nördlichen und östlichen Bundesländer beim Glasfaserausbau deutlich fortschrittlicher als der Süden und Westen.
Schlusslichter im Süden und Westen
Im Gegensatz dazu bilden die südlichen und westlichen Bundesländer das Schlusslicht beim Glasfaserausbau Deutschland. Das Saarland belegt mit einer Ausbauquote von nur 23,8% den letzten Platz unter allen Bundesländern. Die Anschlussquote ist mit 12,6% ebenfalls erschreckend niedrig. Besonders im ländlichen Raum ist die Versorgung mangelhaft – bundesweit sind erst 190 Dörfer zu 100 Prozent mit Glasfaser versorgt, keines davon im Saarland.
Auch Baden-Württemberg steht als wichtiger Industriestandort mit nur 32,8% Ausbauquote („Homes Passed“) und 14,8% Anschlussquote erstaunlich schlecht da. Der Freistaat Bayern liegt mit einer Ausbauquote von 42,8% und einer Anschlussquote von 22,5% im unteren Mittelfeld.
Interessanterweise wird in Baden-Württemberg das sogenannte Betreibermodell verfolgt, bei dem Kommunen vom Land Zuschüsse für den Ausbau passiver Infrastruktur erhalten. Dieses Modell führt jedoch zu umfangreicheren Antrags- und Genehmigungsprozessen, was den Ausbau verlangsamt. Erst vor kurzem hat Baden-Württemberg einen Glasfaserpakt vorgestellt, während Schleswig-Holstein einen solchen bereits seit 2018 praktiziert.
Berlin und Stadtstaaten im Vergleich
Die Stadtstaaten zeigen ein gemischtes Bild beim Glasfaserausbau. Hamburg führt mit einer hervorragenden Ausbauquote von 90,8% und nimmt damit den Spitzenplatz unter den Stadtstaaten ein. Bei der Anschlussquote erreicht Hamburg 47,3%, was ebenfalls einen Spitzenwert darstellt. Als wirtschaftsstarker Standort mit vielen großen Unternehmen und Start-ups hat Hamburg ein besonderes Interesse an einer schnellen digitalen Infrastruktur und hat den Glasfaserausbau in seiner Digitalstrategie verankert.
Bremen hat mit einem Plus von 26 Prozentpunkten den stärksten Zuwachs aller Bundesländer verzeichnet und erreicht mittlerweile eine Ausbauquote von 79,7%. Niedersachsen und Bremen kooperieren beim Breitbandausbau eng und finanzieren gemeinsam das Breitbandzentrum Niedersachsen Bremen (BZNB).
Berlin hingegen hinkte lange hinterher. Noch 2023 belegte die Hauptstadt mit nur 19% Ausbauquote das Schlusslicht unter allen Bundesländern. Mittlerweile hat Berlin auf 42,7% aufgeholt und liegt vor Baden-Württemberg, jedoch noch immer im unteren Drittel. Die Quote der tatsächlich angeschlossenen Gebäude in Berlin stieg in einem Jahr von 14,9% auf lediglich 18,3%.
Die Gründe für die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind vielfältig. Neben topografischen Vorteilen und günstiger Bevölkerungsdichte spielen vor allem politische Kontinuität und administrative Prozesse eine entscheidende Rolle. Während in Schleswig-Holstein über verschiedene Landesregierungen hinweg an der Strategie des Glasfaserausbaus festgehalten wurde, haben andere Bundesländer erst spät die Bedeutung erkannt oder setzen auf komplexere Fördermodelle, die den Ausbau verlangsamen.
Wer baut wo aus? Anbieter im Überblick
Deutschlands Telekommunikationslandschaft ist geprägt von rund 250 Unternehmen, die Glasfasernetze betreiben, bauen oder den Ausbau angekündigt haben. Diese Vielfalt an Anbietern treibt den Glasfaserausbau Deutschland voran – doch wer baut eigentlich wo aus?
Telekom vs. Wettbewerber
Die Deutsche Telekom ist zwar der größte Einzelanbieter, jedoch teilt sie sich den Markt mit zahlreichen Wettbewerbern. Während die Telekom und ihre Konkurrenten bei den „Homes Passed“ mit jeweils etwa 12 Millionen Haushalten gleichauf liegen, zeigt sich bei den tatsächlich angeschlossenen Gebäuden („Homes Connected“) ein anderes Bild: Hier hält die Telekom lediglich einen Anteil von 38,4%, während die Wettbewerber zusammen 61,6% erreichen.
Noch deutlicher wird der Unterschied bei der Aktivierungsrate: Die Take-up-Rate der Wettbewerber liegt bei 33,6%, bei der Telekom hingegen nur bei 15,9%. Die Telekom verfügt allerdings über ein mehr als 770.000 Kilometer langes Glasfasernetz in Deutschland und kooperiert inzwischen mit über 40 Partnern.
Bei den Investitionen in den Glasfaserausbau Deutschland investierten die Wettbewerber mit 7,2 Milliarden Euro im Jahr 2024 deutlich mehr als die Telekom mit 5 Milliarden Euro. Dennoch bleibt die Telekom ein wichtiger Treiber des Ausbaus – allein im März 2025 bot der Bonner Konzern bereits über 10,5 Millionen Haushalte einen Glasfaseranschluss an und plant jährlich bis zu 3 Millionen neue FTTH-Anschlüsse.
Weitere bedeutende Anbieter neben der Telekom sind:
- Deutsche Glasfaser: Mit rund 2,4 Millionen verlegten FTTH-Anschlüssen und dem Ziel, bis 2025 rund 4 Millionen Haushalte zu versorgen
- Vodafone: Plant etwa 7 Millionen neue FTTH-Anschlüsse bis 2029
- 1&1: Bietet über 10 Millionen Haushalten Glasfaseranschlüsse an (Stand März 2025)
Stadtwerke und lokale Initiativen
Eine wichtige Rolle beim Glasfaserausbau spielen zunehmend die Stadtwerke. Während große Telekommunikationsunternehmen vorrangig auf Stadtzentren fokussieren, kümmern sich Stadtwerke oft um Gebiete, die für kommerzielle Anbieter weniger lukrativ sind. Allerdings stehen sie dabei vor finanziellen Herausforderungen – im Marktdurchschnitt kostet der Glasfaserausbau etwa 600 Euro pro Einwohner.
Bemerkenswerte regionale Initiativen gibt es beispielsweise im Main-Kinzig-Kreis. Hier entsteht ein flächendeckendes Glasfasernetz mit Anschlüssen bis in die Gebäude. Das rund 200 Millionen Euro umfassende Projekt wird vom Bund mit bis zu 100 Millionen Euro und vom Land Hessen mit bis zu 80 Millionen Euro gefördert. Bis Ende 2026 sollen dadurch bis zu 75.000 Haushalte mit FTTB/H-Anschlüssen versorgt werden.
Zudem gewinnt das Open-Access-Modell an Bedeutung, bei dem sich mehrere Anbieter ein bereits ausgebautes Netz teilen. Dies fördert nicht nur den fairen Wettbewerb, sondern bietet den Endkunden auch eine breitere Auswahl an Dienstleistern.
Investitionen und Ausbauziele
Das erklärte Ziel der Bundesregierung ist es, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser auszustatten. Dieses ambitionierte Ziel erfordert erhebliche Investitionen. Allein die Telekom hat ihre Investitionen in Sachanlagen 2023 um 14% im Vergleich zum Vorjahr auf 5,6 Milliarden Euro erhöht.
In Gebieten, in denen ein wirtschaftlicher Ausbau durch die Telekommunikationsunternehmen nicht möglich ist, unterstützt die Bundesregierung mit Förderprogrammen. Die Förderanträge können von Kommunen, Landkreisen, kommunalen Zweckverbänden sowie Unternehmen in ausschließlich öffentlicher Trägerschaft gestellt werden.
Zusätzlich fördert die KfW verschiedene Maßnahmen im Bereich des Breitbandausbaus, darunter den Aufbau und die Erweiterung passiver FTTH- oder FTTB-Netze sowie die aktiven Komponenten eines Glasfasernetzes.
Obwohl der Ausbau laut Branchenverbänden zügiger als erwartet vorangeht, wird das Ziel einer flächendeckenden Versorgung bis 2030 voraussichtlich verfehlt. Experten rechnen bis dahin mit einem Glasfaser-Anteil von 82 bis 92 Prozent. Die letzten Meter sind bekanntlich die schwierigsten und teuersten.
Warum viele Haushalte noch kein Glasfaser nutzen
Obwohl der Glasfaserausbau in Deutschland stetig fortschreitet, klafft eine erstaunliche Lücke zwischen Verfügbarkeit und tatsächlicher Nutzung. Tatsächlich nutzen nur etwa 5,2 Millionen Haushalte aktiv ihren Glasfaseranschluss, was einer Anschlussquote von lediglich 22,8% entspricht. Diese Zurückhaltung hat vielfältige Gründe, die von fehlenden physischen Anschlüssen über Kostenfragen bis hin zu mangelnden Informationen reichen.
Fehlende Anschlüsse trotz Ausbau
Ein grundlegendes Problem beim Glasfaserausbau Deutschland ist die Diskrepanz zwischen „Homes Passed“ (Glasfaser in der Straße) und „Homes Connected“ (tatsächlich angeschlossene Gebäude). Während viele Haushalte theoretisch Zugang zu Glasfaser hätten – bis zu 76% laut aktuellen Erhebungen – fehlt häufig der letzte Schritt: der Anschluss des Gebäudes selbst.
Dies liegt teilweise an der Bauweise in Deutschland mit vielen Mehrfamilienhäusern, bei denen die Genehmigung aller Eigentümer notwendig ist. Darüber hinaus warten manche Verbraucher jahrelang auf ihren Glasfaseranschluss, obwohl sie bereits Verträge abgeschlossen haben. Die Deutsche Telekom entscheidet zudem oft einseitig, in welchen Gebieten das Netz erweitert oder abgeschaltet wird, was zu Unsicherheit führt.
Bemerkenswert: Selbst wenn Glasfaser verfügbar ist, planen nur 49% der Deutschen, bis 2030 einen Glasfaseranschluss zu nutzen. Gleichzeitig wollen 41% der Verbraucher langfristig überhaupt nicht auf Glasfaser wechseln.
Kosten und Umstellungsaufwand
Finanziell gesehen scheuen viele Verbraucher den Wechsel zur schnelleren Technologie. Ein Viertel der Befragten gibt an, wegen möglicher Wechselkosten bei ihrem bestehenden Internetvertrag zu bleiben. Insbesondere befürchten 8% doppelte Kosten durch parallel laufende Verträge, während 5% die langen Wartezeiten bis zur Verfügbarkeit des Anschlusses kritisieren.
Hinzu kommt, dass Glasfasertarife im Durchschnitt etwa 11% mehr kosten als vergleichbare DSL-Anschlüsse. Allerdings wären immerhin zwei Drittel der wechselwilligen Haushalte bereit, zwischen 8,50 und 9,50 Euro mehr für einen Glasfaseranschluss zu bezahlen.
Eine weitere Hürde entsteht, wenn Nutzer zum Wechsel auf höherpreisige Glasfaserprodukte gedrängt werden. Dabei zeigt sich: Die Nachfrage nach Bandbreiten über 250 Mbit/s ist nach wie vor gering. Um die Akzeptanz für den Technologiewechsel zu erhöhen, müssen Preissteigerungen daher vermieden werden.
Informationsdefizite bei Verbrauchern
Die mangelnde Bereitschaft zum Wechsel hat auch einen weiteren entscheidenden Grund: 51% der Befragten fühlen sich nicht ausreichend zum Thema Glasfaser informiert, und 53% der nicht wechselwilligen Haushalte nehmen Werbung für den Glasfaseranschluss gar nicht wahr.
Besonders interessant: Die Wechselbereitschaft steigt deutlich, sobald Informationen bereitgestellt werden. Während nur 22% der nicht informierten Teilnehmer einen Wechsel planen, steigt dieser Anteil auf über 50% bei denjenigen, die mit Werbung und Marketingmaßnahmen in Kontakt kamen.
Am häufigsten wird jedoch die Zufriedenheit mit dem aktuellen Internetanschluss als Grund gegen einen Wechsel genannt (33%). Tatsächlich sind 79% der Nutzer mit ihrem aktuellen Anschluss und Anbieter zufrieden. Wenn selbst datenintensive Anwendungen wie Video-Streaming über DSL oder Kabelinternet problemlos funktionieren, sehen viele Verbraucher keinen zwingenden Grund für einen Wechsel.
Ein grundlegendes Problem besteht außerdem im mangelnden Verständnis für zukünftige Bandbreitenbedarfe. Viele Nutzer sind mit ihren Anschlüssen im Bereich von 50-100 Mbit/s zufrieden und unterschätzen, wie schnell der Bandbreitenbedarf durch neue Anwendungen wachsen kann.
Was die Politik tut – und was noch fehlt
Die Bundesregierung hat den Glasfaserausbau als strategisches Ziel erkannt und verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser auszustatten. Allerdings bleibt trotz ambitionierter Pläne noch viel zu tun, um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen.
Gigabitstrategie der Bundesregierung
Im Zentrum der politischen Bemühungen steht die Gigabitstrategie der Bundesregierung. Diese umfasst insgesamt 100 Maßnahmen, die durch 35 weitere Maßnahmen im Fortschrittsbericht ergänzt wurden. Das erklärte Ziel: Bis Ende 2030 soll ein flächendeckender Ausbau mit hochleistungsfähigen Glasfaser- und 5G-Netzen erreicht werden. Zunächst strebt die Regierung an, dass bis Ende 2025 mindestens die Hälfte aller Haushalte und Unternehmen Glasfaser nutzen können.
Die Strategie umfasst verschiedene Ansätze: Vereinfachung und Digitalisierung behördlicher Verfahren, Förderung fortschrittlicher Legemethoden für den Glasfaserausbau sowie mehr Informationen und Unterstützung insbesondere für die Kommunen. Durch regelmäßige Fortschrittsberichte wird die Umsetzung überwacht – aktuell sind bereits 90 Maßnahmen umgesetzt oder befinden sich in fortlaufender Umsetzung.
Allerdings werden nach Einschätzung der Branchenverbände die Ausbauziele bis 2030 voraussichtlich verfehlt. Statt einer flächendeckenden Versorgung rechnet man bis dahin mit einem Glasfaser-Anteil von 82 bis 92 Prozent.
Gesetzesänderungen und Förderprogramme
Um den Glasfaserausbau zu beschleunigen, hat die Bundesregierung gesetzliche Weichen gestellt. Der Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen wurde zum „überragenden öffentlichen Interesse“ erklärt. Diese am 30. Juli 2025 in Kraft getretene Gesetzesänderung soll bis zum 31. Dezember 2030 gelten. Dadurch erhalten Ausbauvorhaben bei behördlichen Genehmigungsverfahren ein stärkeres Gewicht, was zu einer Beschleunigung des Ausbaus beitragen soll.
Zusätzlich unterstützt die Regierung mit der „Gigabitförderung 2.0“ gezielt den Glasfaserausbau in ländlichen, weniger dicht besiedelten oder strukturschwachen Regionen. Förderanträge können von Kommunen, Landkreisen und kommunalen Zweckverbänden gestellt werden. Die Förderquoten sind nach der Steuerkraft der Kommunen gestaffelt und betragen 50, 60 oder 70 Prozent. Ergänzend fördert die KfW den Aufbau passiver FTTH- oder FTTB-Netze sowie deren aktive Komponenten.
Darüber hinaus wurde für kleine Restgebiete, sogenannte „Lücken“, ein Lückenschluss-Pilotprogramm eingerichtet, um auch diese Bereiche mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen.
Kritik an Regulierung und Marktstruktur
Trotz aller politischen Bemühungen gibt es deutliche Kritik an der aktuellen Regulierung und Marktstruktur. Besonders die Rolle der Bundesnetzagentur (BNetzA) wird bemängelt – sie verharrt laut Kritikern in einer „Telekom-freundlichen Perspektive“. Statt nur als Moderator zu agieren, müsse sie aktiv ein Regulierungskonzept erarbeiten, das die grundlegenden Parameter der Kupfernetzabschaltung vorgibt.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Dominanz der Deutschen Telekom. Experten fordern ein festes Abschaltdatum für alle Kupferleitungen, um eine „diskriminierungsfreie und kundenzentrierte Kupfer-Glasfaser-Migration“ zu gewährleisten. Außerdem wird kritisiert, dass die Telekom einseitig entscheidet, in welchen Gebieten das Netz erweitert oder abgeschaltet wird.
Zudem werden Fälle von Sozialdumping im Glasfaserausbau kritisiert. Forderungen nach einer „Sonderregelung Glasfaser“ werden laut, wonach nur Unternehmen beauftragt werden dürften, die bei der Sozialkasse der Bauwirtschaft angemeldet sind. Auch die milliardenschweren Zuschüsse von Bund, Ländern und Kommunen sollten an Sozialstandards gekoppelt werden.
Wie es bis 2030 weitergehen soll
Bis zum Jahr 2030 steht der Glasfaserausbau in Deutschland vor bedeutenden Herausforderungen. Während politische Ziele ambitioniert sind, zeichnet sich in der Branche ein realistischeres Bild ab. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegen allerdings einige Prozentpunkte.
Prognosen für den flächendeckenden Ausbau
Der Breitbandverband BREKO wagt eine konkrete Prognose für Dezember 2030: Die Glasfaserausbauquote wird dann voraussichtlich bei 82 bis 92 Prozent der rund 46 Millionen Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen liegen. Dies steht im Kontrast zum ursprünglichen politischen Ziel einer flächendeckenden Versorgung bis 2030, das von früheren Regierungen angestrebt wurde, aber von der aktuellen Bundesregierung nicht mehr offiziell kommuniziert wird.
Besonders wichtig: Diese Prognose bezieht sich lediglich auf „Homes Passed“, also Straßenzüge, in denen Glasfaser verlegt wurde. Die tatsächliche Anschlussquote (Homes Connected) wird deutlich niedriger ausfallen – laut BREKO-Prognose bis 2030 nur bei 54 bis 64 Prozent. Obwohl das Zwischenziel einer 50-Prozent-Glasfaserversorgung bis Ende 2025 voraussichtlich erreicht wird, zeichnet sich danach eine Verlangsamung ab.
Gleichzeitig wächst der Datenhunger kontinuierlich. Prognosen zufolge könnte das durchschnittliche monatliche Datenvolumen pro Anschluss bis 2030 auf etwa 840 GB im Trendszenario und bis zu 1.300 GB im Potenzialszenario steigen. Datenintensive Anwendungen wie Video-Streaming, Cloud-Dienste und zukünftige Technologien wie Virtual Reality treiben dieses Wachstum an.
Was realistisch ist – und was nicht
Die Bundesregierung hält trotz aller Herausforderungen am Ziel fest: „Bis 2030 wollen wir Glasfaser in jedes deutsche Haus bringen“. Doch nach Einschätzung von Branchenexperten ist eine flächendeckende Versorgung erst nach 2034 realistisch. Der Ausbau verläuft aktuell mit etwa 1,3 Millionen neuen Wohngebäuden pro Jahr, während für das 2030-Ziel mindestens 1,9 Millionen neue Anschlüsse jährlich notwendig wären.
Besonders herausfordernd: Etwa 15 Prozent aller Haushalte sind auf Fördermittel angewiesen, da eine eigenwirtschaftliche Erschließung nicht rentabel ist. Von diesen geförderten Haushalten wurden bisher nur 7 Prozent tatsächlich in Betrieb genommen. Hinzu kommt, dass die Ausbaugeschwindigkeit im eigenwirtschaftlichen Bereich aufgrund hoher Marktdynamik und finanzieller Herausforderungen abnimmt.
Während andere europäische Länder wie Spanien, Schweden oder die Niederlande bereits heute Glasfaserquoten von 90 bis 95 Prozent erreichen, liegt Deutschland mit 34 Prozent weit zurück. Um das Ziel einer umfassenden Versorgung zu erreichen, fordern Experten einen klaren politischen Kurswechsel. Insbesondere werden schnellere Genehmigungsverfahren, ein Konzept für einen wettbewerbskonformen Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze und eine konsequentere Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Staat gefordert.
Fazit: Glasfaserausbau in Deutschland – Licht und Schatten
Der Glasfaserausbau in Deutschland zeigt deutliche Fortschritte. Tatsächlich übertrifft die Dynamik beim Ausbau sogar die Erwartungen vieler Experten. Während bereits mehr als drei Viertel der deutschen Haushalte Zugang zu Gigabit-Anschlüssen haben, bleibt der Weg zur vollständigen Glasfaserversorgung dennoch herausfordernd.
Besonders auffällig sind die regionalen Unterschiede. Während Schleswig-Holstein mit einer beeindruckenden Ausbauquote von über 90 Prozent glänzt, hinken südliche Bundesländer wie das Saarland mit nur 23,8 Prozent deutlich hinterher. Diese Diskrepanz zeigt, dass politische Kontinuität und frühzeitige strategische Weichenstellungen entscheidend für einen erfolgreichen Ausbau sind.
Gleichzeitig besteht eine erstaunliche Lücke zwischen Verfügbarkeit und tatsächlicher Nutzung. Obwohl Glasfaser theoretisch für viele Haushalte verfügbar wäre, nutzen nur etwa 22,8 Prozent aktiv einen Glasfaseranschluss. Mangelnde Information, Zufriedenheit mit bestehenden Anschlüssen sowie Bedenken bezüglich Kosten und Umstellungsaufwand sind hierfür hauptsächlich verantwortlich.
Das Zwischenziel der Bundesregierung, bis Ende 2025 mindestens 50 Prozent der Haushalte mit Glasfaser zu versorgen, scheint erreichbar. Die vollständige Flächendeckung bis 2030 wird nach Einschätzung von Branchenverbänden allerdings verfehlt werden. Stattdessen rechnen Experten mit einer Versorgungsquote von 82 bis 92 Prozent.
Für einen schnelleren Fortschritt müssten sowohl politische als auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen weiter verbessert werden. Dazu zählen vereinfachte Genehmigungsverfahren, ein klares Konzept für die Migration von Kupfer- zu Glasfasernetzen sowie mehr Aufklärung der Verbraucher über die Vorteile der Glasfasertechnologie.
Ungeachtet aller Herausforderungen bleibt der Glasfaserausbau unerlässlich für Deutschlands digitale Zukunft. Angesichts des kontinuierlich steigenden Datenvolumens – eine Verdopplung alle drei Jahre – wird nur Glasfaser den wachsenden Bandbreitenbedarf langfristig decken können. Zudem punktet die Technologie durch ihre Energieeffizienz, Langlebigkeit und Zukunftssicherheit.
Letztendlich entscheidet der Glasfaserausbau nicht nur über die digitale Teilhabe aller Bürger, sondern auch über die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland in einer zunehmend digitalisierten Welt.
Key Takeaways
Der Glasfaserausbau in Deutschland macht deutliche Fortschritte, zeigt aber auch erhebliche regionale Unterschiede und Herausforderungen bei der tatsächlichen Nutzung.
• Starke regionale Unterschiede: Schleswig-Holstein führt mit 92,7% Ausbauquote, während das Saarland mit nur 23,8% das Schlusslicht bildet • Verfügbarkeit vs. Nutzung: Obwohl 76% der Haushalte Zugang zu Gigabit-Anschlüssen haben, nutzen nur 22,8% aktiv Glasfaser • Prüfen Sie Ihre Region: Nutzen Sie den kostenlosen Breitbandatlas oder regionale Karten, um die Glasfaserverfügbarkeit an Ihrer Adresse zu überprüfen • 2030-Ziel unrealistisch: Experten rechnen bis 2030 mit 82-92% Versorgung statt der angestrebten Flächendeckung • Glasfaser ist zukunftssicher: 17-mal energieeffizienter als DSL, unbegrenzte Bandbreite und bis zu 50 Jahre Nutzungsdauer
Der Glasfaserausbau ist entscheidend für Deutschlands digitale Zukunft. Mit stetig wachsendem Datenvolumen (Verdopplung alle drei Jahre) wird nur Glasfaser den zukünftigen Bandbreitenbedarf decken können. Trotz aktueller Herausforderungen bei Genehmigungsverfahren und Verbraucherakzeptanz bleibt der Ausbau unverzichtbar für digitale Teilhabe und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.
FAQs
Aktuell liegt die Glasfaserverfügbarkeit in Deutschland bei etwa 36 Prozent. Das bedeutet, dass rund 16 Millionen Haushalte Zugang zu einem Glasfaseranschluss haben. Die Bundesregierung strebt eine Glasfaserabdeckung von 50 Prozent bis Ende 2025 an.
Nein, Sie sind nicht gezwungen, einen Glasfaseranschluss zu nehmen. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Allerdings bietet Glasfaser deutliche Vorteile in Bezug auf Geschwindigkeit und Zukunftssicherheit gegenüber herkömmlichen Internetanschlüssen.
Eine Kennzeichnung als Glasfaser-Ausbaugebiet bedeutet, dass in Ihrer Gegend der Ausbau von Glasfaserinfrastruktur geplant oder bereits im Gange ist. Dies ermöglicht Ihnen in Zukunft Zugang zu schnellerem und leistungsfähigerem Internet. Oft gibt es in solchen Gebieten auch spezielle Angebote oder Fördermöglichkeiten für den Anschluss.
Ab Herbst 2023 wird Vodafone im Rahmen einer Wholesale-Vereinbarung Zugriff auf das Netz von Deutsche Glasfaser erhalten. Dies ermöglicht Vodafone, perspektivisch bis zu sechs Millionen zusätzliche Haushalte zu erreichen.
Obwohl Glasfaser vielerorts verfügbar ist, nutzen es viele Haushalte noch nicht. Gründe dafür sind unter anderem Zufriedenheit mit bestehenden Anschlüssen, mangelnde Information über die Vorteile von Glasfaser, Bedenken bezüglich der Kosten und des Umstellungsaufwands sowie in einigen Fällen fehlende physische Anschlüsse trotz Verfügbarkeit in der Straße.
